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Auswandern nach England trotz Brexit bietet neue Chancen und Herausforderungen für EU-Bürger im Jahr 2024

Der Brexit hat die Regeln für die Einwanderung nach England grundlegend verändert. Die Freizügigkeit für EU-Bürger endete am 31. Dezember 2020. Seitdem gilt ein neues punktebasiertes Einwanderungssystem für alle ausländischen Staatsangehörigen.

Trotz dieser Änderungen bleibt es weiterhin möglich, nach England auszuwandern - es ist nur komplexer geworden. Das neue System bewertet Faktoren wie Qualifikationen, Sprachkenntnisse und Jobangebote. Bewerber müssen nun bestimmte Kriterien erfüllen und Visa beantragen.

Für viele Deutsche und andere EU-Bürger bedeutet der Umzug nach Großbritannien jetzt mehr bürokratischen Aufwand. Die neuen Regelungen erfordern sorgfältige Planung und Vorbereitung. Dennoch bietet England nach wie vor attraktive Möglichkeiten für qualifizierte Fachkräfte, Studenten und Unternehmer.

Grundlegendes zum Brexit und seine Auswirkungen

Der Brexit bezeichnet den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union, der am 31. Januar 2020 vollzogen wurde. Dieser historische Schritt hatte weitreichende Konsequenzen für beide Seiten.

Eine der bedeutendsten Auswirkungen war das Ende der Freizügigkeit. EU-Bürger können nicht mehr ohne Weiteres im Vereinigten Königreich leben und arbeiten. Die britische Regierung führte ein punktebasiertes Einwanderungssystem ein.

Für EU-Bürger, die bereits vor dem Brexit im Land lebten, wurde der EU-Ausweis eingeführt. Dieser sichert ihre Rechte und ihren Aufenthaltsstatus.

Die Personenfreizügigkeit endete auch in umgekehrter Richtung. Briten benötigen nun Visa für längere Aufenthalte in EU-Ländern. Kurzaufenthalte bis zu 90 Tagen bleiben visafrei möglich.

Im Wirtschaftsbereich führte der Brexit zu neuen Handelsbarrieren. Zollkontrollen und bürokratische Hürden erschweren den Warenverkehr zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich.

Trotz der Veränderungen bleibt das Vereinigte Königreich ein beliebtes Ziel für Auswanderer. 2022 zogen über 5.000 Deutsche dorthin. Die neuen Visaregelungen erfordern jedoch sorgfältige Planung und Vorbereitung.

Visum und Einwanderungsverfahren

Das neue punktebasierte Einwanderungssystem des Vereinigten Königreichs stellt EU-Bürger vor neue Herausforderungen. Es gibt verschiedene Visumoptionen für Fachkräfte, Gesundheitspersonal und Absolventen.

Visumarten und Anforderungen

Für einen längerfristigen Aufenthalt in England ist nun ein Visum erforderlich. Das Skilled Worker Visa ist die häufigste Option für qualifizierte Arbeitskräfte. Voraussetzungen sind:

  • Ein konkretes Jobangebot eines zugelassenen Arbeitgebers

  • Ein Mindestgehalt von £26.200 pro Jahr (kann je nach Beruf variieren)

  • Englischkenntnisse auf B1-Niveau

Die Visumkosten belaufen sich auf £610 bis £1.408, abhängig von der Aufenthaltsdauer. Zusätzlich fallen jährliche Gebühren für das Gesundheitssystem an.

Punktesystem und Kriterien für Fachkräfte

Das punktebasierte System bewertet Bewerber anhand verschiedener Kriterien:

Kriterium Punkte Jobangebot 20 Angemessenes Qualifikationsniveau 20 Englischkenntnisse 10 Gehaltsgrenze 0-20 Mangelberuf 20

Insgesamt sind 70 Punkte erforderlich. Besonders gefragt sind IT-Spezialisten, Ingenieure und Pflegekräfte.

Health and Care Visa für das Gesundheitswesen

Für Fachkräfte im Gesundheits- und Pflegebereich gibt es das Health and Care Visa. Vorteile sind:

  • Reduzierte Visumgebühren

  • Schnelleres Bearbeitungsverfahren

  • Befreiung von der Gesundheitsabgabe

Bewerber müssen eine Qualifikation im Gesundheitswesen und ein Jobangebot vom NHS oder einer zugelassenen Einrichtung vorweisen.

Graduate Visa für Absolventen

Das Graduate Visa ermöglicht Absolventen britischer Universitäten einen zweijährigen Aufenthalt nach dem Studium. Hauptmerkmale sind:

  • Keine Sponsorschaft durch einen Arbeitgeber nötig

  • Flexibilität bei der Jobsuche und Berufserfahrung

  • Möglichkeit, später auf andere Visa-Kategorien zu wechseln

Voraussetzung ist ein erfolgreich abgeschlossenes Studium an einer anerkannten britischen Hochschule. Das Visum kann nicht verlängert werden.

Leben und Arbeiten in Großbritannien

Nach dem Brexit haben sich die Bedingungen für EU-Bürger in Großbritannien verändert. Ein Visum ist nun erforderlich, um dort zu arbeiten und zu leben. Die Lebensqualität bleibt jedoch hoch, mit vielfältigen Jobmöglichkeiten und einem renommierten Bildungssystem.

Arbeitsmarkt und Branchen

Der britische Arbeitsmarkt bietet zahlreiche Möglichkeiten für qualifizierte Fachkräfte. Besonders gefragt sind Arbeitskräfte in den Bereichen IT, Gesundheitswesen und Ingenieurwesen. Der Fachkräftemangel in diesen Sektoren eröffnet gute Chancen für ausländische Bewerber.

Selbstständige müssen besondere Regelungen beachten. Sie benötigen ein spezielles Visum und müssen ihre Qualifikationen nachweisen. Die Gründung eines Unternehmens ist möglich, erfordert aber sorgfältige Planung und Vorbereitung.

Das Arbeitsangebot variiert je nach Region. In Großstädten wie London ist die Konkurrenz oft größer, dafür gibt es mehr Jobmöglichkeiten. Ländliche Gebiete können attraktiv sein für spezielle Berufsgruppen wie Ärzte oder Lehrer.

Anpassung des Bildungsabschlusses

Die Anerkennung deutscher Bildungsabschlüsse in Großbritannien ist komplex. Das Abitur wird oft als A-Level-Äquivalent betrachtet, jedoch können zusätzliche Qualifikationen erforderlich sein.

Für Hochschulabschlüsse gibt es spezielle Anerkennungsverfahren. NARIC (UK ENIC) bewertet ausländische Qualifikationen und stellt Vergleichsbescheinigungen aus. Dies ist besonders wichtig für akademische Berufe.

Sprachkenntnisse spielen eine zentrale Rolle. Gute Englischkenntnisse sind unerlässlich und müssen oft durch standardisierte Tests nachgewiesen werden.

Anerkennung von Berufsqualifikationen

Die Anerkennung beruflicher Qualifikationen folgt seit dem Brexit neuen Regeln. Für viele Berufe ist eine spezielle Zulassung erforderlich. Dies betrifft insbesondere regulierte Berufe wie Ärzte, Lehrer oder Anwälte.

Der Prozess kann zeitaufwendig sein und umfasst oft Prüfungen oder Zusatzqualifikationen. Berufsverbände und Regulierungsbehörden sind wichtige Anlaufstellen für Informationen.

Für einige Berufe gelten Übergangsregelungen. Es ist ratsam, sich frühzeitig über die spezifischen Anforderungen zu informieren.

Lebenshaltungskosten und Gehälter

Die Lebenshaltungskosten in Großbritannien variieren stark je nach Region. London ist besonders teuer, während kleinere Städte oft günstiger sind. Mieten machen oft den größten Teil der Ausgaben aus.

Gehälter sind im Durchschnitt höher als in Deutschland, besonders in spezialisierten Berufen. Die Einkommenssteuer ist progressiv und liegt zwischen 20% und 45%.

Das National Insurance System ist dem deutschen Sozialversicherungssystem ähnlich. Beiträge sind obligatorisch und sichern Leistungen wie Gesundheitsversorgung und Rente.

Für eine realistische Finanzplanung sollten Neuankömmlinge Faktoren wie Wechselkurse und höhere Lebenshaltungskosten berücksichtigen. Ein detailliertes Budget ist empfehlenswert.

Soziales Umfeld und Infrastruktur

Das Leben in England bietet ein vielfältiges soziales Umfeld und eine gut ausgebaute Infrastruktur. Auswanderer finden ein modernes Gesundheitssystem, effiziente Verkehrsnetze und zahlreiche Möglichkeiten zur Integration vor.

Gesundheitssystem und sozialer Bereich

Der National Health Service (NHS) bildet das Rückgrat des englischen Gesundheitssystems. Er bietet allen Einwohnern kostenlose medizinische Versorgung. Auswanderer können sich nach ihrer Ankunft beim lokalen Hausarzt (GP) registrieren.

In Großstädten wie London ist die Versorgungsdichte hoch, während ländliche Gebiete wie Cornwall teils längere Wartezeiten aufweisen. Das System steht unter Druck, insbesondere im Pflegebereich.

Pflegekräfte aus dem Ausland sind in England willkommen. Sie müssen jedoch spezielle Visa- und Qualifikationsanforderungen erfüllen. Der soziale Bereich bietet vielfältige Arbeitsmöglichkeiten für Fachkräfte.

Transportwesen und Wohnen

England verfügt über ein dichtes Netz öffentlicher Verkehrsmittel. In London sorgen U-Bahn, Busse und Bahnen für hohe Mobilität. Kleinere Städte sind oft gut mit Bussen erschlossen.

Der Wohnungsmarkt variiert stark je nach Region. In London sind die Mieten extrem hoch, während ländliche Gebiete günstigere Optionen bieten. Viele Engländer bevorzugen Eigenheime.

Neue Technologien wie Smart-Home-Systeme und energieeffiziente Bauten gewinnen an Bedeutung. In Großstädten entstehen moderne Wohnkomplexe mit integrierten Dienstleistungen.

Integration im Alltagsleben

Die Integration in England erfordert Offenheit und Anpassungsfähigkeit. Sprachkenntnisse sind entscheidend für den beruflichen und sozialen Erfolg. Viele Städte bieten Sprachkurse und Integrationsklassen an.

Engländer schätzen Höflichkeit und Zurückhaltung. Ein "Small Talk" über das Wetter ist oft ein guter Eisbrecher. Pubs spielen eine wichtige Rolle im sozialen Leben.

In multikulturellen Weltstädten wie London finden Auswanderer leicht internationale Gemeinschaften. Ländliche Regionen bieten oft ein engeres Gemeinschaftsgefühl, erfordern aber mehr Eigeninitiative zur Integration.

Wirtschaft und Investitionsmöglichkeiten

Englands Wirtschaft bietet trotz Brexit-Herausforderungen weiterhin vielfältige Chancen für Auswanderer. Die Metropole London bleibt ein globales Finanzzentrum, während innovative Branchen und der Tourismus neue Perspektiven eröffnen.

Wirtschaftszweige und Start-up-Kultur

London ist nach wie vor eine Weltstadt der Finanzen und Technologie. Der Finanzsektor beschäftigt über eine Million Menschen und trägt erheblich zum Bruttoinlandsprodukt bei. Gleichzeitig floriert die Start-up-Szene, insbesondere im Bereich Finanztechnologie (FinTech).

Investoren finden hier ein dynamisches Ökosystem mit Zugang zu Risikokapital und hochqualifizierten Arbeitskräften. Außerhalb Londons entwickeln sich Städte wie Manchester und Birmingham zu wichtigen Tech-Hubs.

Der Dienstleistungssektor macht den größten Teil der britischen Wirtschaft aus. Wachstumsbranchen sind neben Technologie auch erneuerbare Energien und Kreativwirtschaft.

Immobilienmarkt und Tourismus

Der englische Immobilienmarkt bleibt für Investoren attraktiv, trotz regional unterschiedlicher Entwicklungen. In London sind die Preise hoch, bieten aber langfristig Wertsteigerungspotenzial.

Kleinere Städte und ländliche Gebiete locken mit günstigeren Immobilien und steigender Nachfrage. Der Tourismussektor erholt sich nach der Pandemie und profitiert vom schwachen Pfund.

Historische Stätten, Kultur und Naturlandschaften ziehen weiterhin Besucher an. Investitionen in Ferienwohnungen oder kleine Hotels können sich besonders in beliebten Urlaubsregionen lohnen.

Studium und Ausbildung in Großbritannien

Trotz Brexit bleiben britische Universitäten für internationale Studierende attraktiv. Die Zulassungsverfahren und Finanzierungsmöglichkeiten haben sich jedoch verändert.

Universitäten und Studiengänge

Großbritannien beherbergt einige der weltweit renommiertesten Hochschulen wie Oxford, Cambridge und Imperial College London. Das Studienangebot ist vielfältig und praxisorientiert.

Bachelorstudiengänge dauern in der Regel drei Jahre, in Schottland vier. Masterstudiengänge sind meist einjährig. Die Bewerbung erfolgt über das zentrale UCAS-System.

Internationale Studierende benötigen ein Studentenvisum. Die Voraussetzungen umfassen einen Studienplatz, ausreichende Englischkenntnisse und finanzielle Mittel.

Nach dem Abschluss können Absolventen mit dem Graduate Visa bis zu zwei Jahre in Großbritannien arbeiten. Dies bietet wertvolle Berufserfahrung.

Studiengebühren und Finanzierungsmöglichkeiten

Die Studiengebühren für internationale Studierende sind höher als für Briten. Sie variieren je nach Universität und Fachrichtung.

Jährliche Gebühren für Bachelorstudiengänge:

  • Geisteswissenschaften: £10,000 - £20,000

  • Naturwissenschaften: £15,000 - £30,000

  • Medizin: bis zu £58,000

Masterstudiengänge kosten ähnlich. Lebenshaltungskosten müssen zusätzlich eingeplant werden.

Stipendien sind verfügbar, aber begrenzt. Viele Universitäten bieten eigene Förderprogramme an. EU-Studierende haben keinen Anspruch mehr auf britische Studienkredite.

Private Bildungskredite oder Ersparnisse sind oft notwendig. Eine gründliche finanzielle Planung ist unerlässlich.

Nettozuwanderung und demografische Veränderungen

Die Nettozuwanderung nach Großbritannien erreichte 2022 ein Rekordhoch. Laut Schätzungen der britischen Statistikbehörde ONS überstieg die Zahl der Einwanderer die der Auswanderer um 672.000 Personen.

Dieser Anstieg erfolgte trotz des Brexits und neuer Einwanderungsregeln. Die Regierung hatte das Ziel, die Nettozuwanderung zu reduzieren, was bisher nicht gelang.

EU-Bürger machen einen geringeren Anteil der Einwanderer aus als vor dem Brexit. Stattdessen kommen mehr Menschen aus Nicht-EU-Ländern nach Großbritannien.

Das neue punktebasierte Einwanderungssystem bevorzugt hochqualifizierte Arbeitskräfte. Für ein Arbeitsvisum ist in der Regel ein Jahresgehalt von mindestens 25.600 Pfund erforderlich.

Diese Veränderungen haben Auswirkungen auf die demografische Struktur:

  • Alterung der Bevölkerung wird verlangsamt

  • Arbeitskräftemangel in bestimmten Sektoren

  • Zunehmende kulturelle Vielfalt

Die langfristigen Folgen dieser Entwicklungen für die britische Gesellschaft und Wirtschaft sind noch nicht vollständig absehbar.