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Neue Horizonte für deutsche Ärzte in England nach dem Brexit

Ärzte aus Deutschland, die eine berufliche Veränderung suchen, blicken oft nach Großbritannien. Das Vereinigte Königreich bietet attraktive Möglichkeiten für medizinische Fachkräfte. Im Durchschnitt kommen in Großbritannien 3,6 Ärzte auf 1.000 Einwohner, während es in Deutschland 4,6 sind, was einen erhöhten Bedarf an Ärzten im Vereinigten Königreich signalisiert.

Die Arbeitsbedingungen und das Gehalt sind oft ausschlaggebende Faktoren für eine Auswanderung. Deutsche Ärzte genießen in Großbritannien einen guten Ruf und können von den dortigen Strukturen im Gesundheitssystem profitieren. Die Ausbildung in Deutschland wird anerkannt, jedoch müssen Ärzte zusätzliche Qualifikationen erwerben, um im britischen Gesundheitssystem tätig zu werden.

Der Brexit hat die Rahmenbedingungen für EU-Bürger verändert, dennoch bleibt Großbritannien ein beliebtes Ziel für deutsche Mediziner. Die Sprachbarriere ist oft geringer als in anderen Ländern, und die kulturelle Nähe erleichtert die Integration. Ärzte, die den Schritt wagen, können wertvolle internationale Erfahrungen sammeln und ihre Karriere in einem dynamischen Umfeld vorantreiben.

Gründe für die Auswanderung Deutscher Ärzte

Deutsche Ärzte entscheiden sich aus verschiedenen Gründen für eine Auswanderung. Die Aussicht auf berufliche Weiterentwicklung, eine bessere Lebensqualität und höhere Verdienstmöglichkeiten sind dabei entscheidende Faktoren.

Berufliche Weiterentwicklung

Viele deutsche Ärzte sehen im Ausland attraktive Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung. In anderen Ländern finden sie oft modernere Kliniken und Forschungseinrichtungen vor. Die Chance, internationale Erfahrungen zu sammeln und neue medizinische Techniken zu erlernen, lockt zahlreiche Mediziner an.

Zudem bieten einige Länder spezialisierte Ausbildungsprogramme an, die in Deutschland nicht verfügbar sind. Diese Programme ermöglichen es den Ärzten, ihre Fachkenntnisse zu erweitern und sich in bestimmten Bereichen zu spezialisieren.

Lebensqualität und Work-Life-Balance

Ein weiterer wichtiger Grund für die Auswanderung ist die Suche nach einer verbesserten Lebensqualität und Work-Life-Balance. Viele Ärzte klagen in Deutschland über hohe Arbeitsbelastung und Stress.

Im Ausland finden sie oft geregeltere Arbeitszeiten und weniger bürokratische Hürden vor. Dies ermöglicht ihnen, mehr Zeit für Familie und Freizeit zu haben. Länder wie Schweden oder Australien sind für ihre familienfreundliche Politik und ausgewogene Work-Life-Balance bekannt.

Höhere Gehälter und Verdienstmöglichkeiten

Finanzielle Anreize spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entscheidung zur Auswanderung. In vielen Ländern können Ärzte deutlich höhere Gehälter erzielen als in Deutschland.

Die Schweiz beispielsweise bietet Medizinern überdurchschnittliche Verdienstmöglichkeiten. Auch in den USA oder in skandinavischen Ländern können Ärzte oft mit besseren finanziellen Konditionen rechnen.

Neben dem Grundgehalt locken teilweise auch attraktive Zusatzleistungen wie Bonuszahlungen oder Unterstützung bei der Wohnungssuche.

Vorbereitung des Umzugs

Die Vorbereitung für einen Umzug als Arzt nach England erfordert sorgfältige Planung und die Erfüllung spezifischer Anforderungen. Wichtige Schritte umfassen die Anerkennung der Qualifikationen, die Berücksichtigung von Ausbildungsmöglichkeiten und die Beschaffung der notwendigen Arbeitserlaubnis.

Anerkennung der Qualifikationen

Ärzte müssen ihre Qualifikationen vom General Medical Council (GMC) anerkennen lassen. Dies beinhaltet die Vorlage von Zeugnissen und Nachweisen über die medizinische Ausbildung.

Ein Sprachnachweis in Englisch ist ebenfalls erforderlich. Die meisten Ärzte legen dafür den IELTS-Test ab.

Das GMC prüft auch die berufliche Erfahrung und kann zusätzliche Prüfungen verlangen. Dieser Prozess kann mehrere Monate dauern und sollte frühzeitig begonnen werden.

Ausbildung und Facharztausbildung

Die Arztausbildung in England unterscheidet sich von der in Deutschland. Nach dem Studium folgt das "Foundation Programme", vergleichbar mit der Assistenzarztzeit.

Die Facharztausbildung, genannt "Specialty Training", dauert je nach Fachrichtung 3-8 Jahre. Bewerber müssen sich um Ausbildungsplätze bewerben und Auswahlverfahren durchlaufen.

Ärzte sollten sich über Anerkennungsmöglichkeiten ihrer bisherigen Ausbildung informieren. In einigen Fällen können Teile der deutschen Facharztausbildung angerechnet werden.

Arbeitserlaubnis und Visum

Seit dem Brexit benötigen EU-Bürger ein Visum für die Arbeit in Großbritannien. Das "Skilled Worker Visa" ist für Ärzte relevant.

Voraussetzungen sind ein Jobangebot von einem zugelassenen Arbeitgeber und ein Mindestgehalt. Die Visabeantragung erfolgt online und erfordert verschiedene Dokumente.

Ärzte sollten auch die NHS Surcharge für den Zugang zum Gesundheitssystem einplanen. Die Kosten variieren je nach Visadauer.

Eine gründliche Vorbereitung dieser Formalitäten ist entscheidend für einen reibungslosen Start der ärztlichen Tätigkeit in England.

Arbeitssuche in England

Die Jobsuche für Ärzte in England erfordert gezielte Strategien und Kenntnisse des britischen Gesundheitssystems. Es gibt verschiedene Wege, um passende Stellenangebote zu finden und Kontakte zu knüpfen.

Jobportale und Stellenangebote

Für deutsche Ärzte bieten sich spezielle Online-Jobportale an. Die NHS Jobs Website ist eine zentrale Anlaufstelle für Stellenausschreibungen im öffentlichen Gesundheitsdienst. Hier finden sich Positionen in Krankenhäusern und Kliniken landesweit.

Private Stellenbörsen wie BMJ Careers oder Doctors.net.uk ergänzen das Angebot. Diese Plattformen ermöglichen eine gezielte Suche nach Fachrichtungen und Regionen.

Viele Krankenhäuser veröffentlichen offene Stellen auch direkt auf ihren Websites. Es lohnt sich, die Karriereseiten relevanter Einrichtungen regelmäßig zu prüfen.

Netzwerke und Berufsverbände

Berufsverbände spielen eine wichtige Rolle bei der Arbeitssuche. Der British Medical Association (BMA) bietet Unterstützung für ausländische Ärzte. Mitgliedschaften eröffnen Zugang zu exklusiven Stellenangeboten und Netzwerkveranstaltungen.

Fachspezifische Gesellschaften wie das Royal College of Physicians sind ebenfalls wertvolle Anlaufstellen. Sie informieren über Weiterbildungsmöglichkeiten und berufliche Perspektiven.

LinkedIn und andere berufliche Netzwerke ermöglichen es, Kontakte zu Kollegen und potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen. Viele Rekrutierungsagenturen nutzen diese Plattformen aktiv.

Krankenhaus und Kliniken

Der National Health Service (NHS) ist der größte Arbeitgeber für Ärzte in England. Er betreibt landesweit Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen. Die Bewerbungsverfahren sind oft standardisiert und folgen klaren Richtlinien.

Private Kliniken bieten alternative Karrierewege. Sie haben oft eigene Recruitingprozesse und suchen gezielt nach Spezialisten. Die Arbeitsbedingungen und Gehälter können sich vom NHS unterscheiden.

Universitätskliniken sind attraktiv für forschungsinteressierte Ärzte. Sie kombinieren oft klinische Arbeit mit akademischen Möglichkeiten. Bewerbungen erfolgen hier häufig direkt über die medizinischen Fakultäten.

Das Gesundheitssystem in England

Das englische Gesundheitssystem basiert auf dem Prinzip der kostenlosen Versorgung für alle Einwohner. Es wird hauptsächlich durch Steuern finanziert und bietet eine umfassende medizinische Betreuung.

National Health Service (NHS)

Der NHS ist das Rückgrat der Gesundheitsversorgung in England. Er gewährleistet eine flächendeckende und kostenlose Grundversorgung für alle Einwohner. Patienten haben freien Zugang zu Hausärzten und Krankenhäusern.

Die Behandlung beim Allgemeinmediziner (GP) ist der erste Anlaufpunkt. Bei Bedarf überweist dieser an Fachärzte oder ins Krankenhaus. Notfälle werden über die Notrufnummern 112 oder 999 koordiniert.

Trotz des kostenlosen Zugangs gibt es Herausforderungen. Lange Wartezeiten für nicht-dringende Behandlungen sind keine Seltenheit. Der NHS steht unter ständigem Druck, die steigende Nachfrage zu bewältigen.

Private Gesundheitsversorgung

Neben dem NHS existiert ein privater Gesundheitssektor. Dieser bietet schnelleren Zugang zu Behandlungen und mehr Wahlmöglichkeiten bei Ärzten und Krankenhäusern.

Private Versicherungen decken oft Leistungen ab, die der NHS nicht oder nur eingeschränkt anbietet. Dazu gehören bestimmte zahnärztliche Behandlungen oder alternative Therapien.

Die Kosten für private Versorgung sind beträchtlich. Viele Briten nutzen sie als Ergänzung zum NHS, besonders für elektive Eingriffe oder spezielle Behandlungen.

Arbeitsbedingungen und Ärztemangel

Das englische Gesundheitssystem kämpft mit einem Mangel an medizinischem Personal. Besonders in ländlichen Gebieten fehlen Ärzte und Pflegekräfte.

Die Arbeitsbedingungen für Ärzte sind anspruchsvoll. Lange Arbeitszeiten und hohe Patientenzahlen sind keine Seltenheit. Dies führt zu Stress und Burnout-Risiken.

Ausländische Ärzte spielen eine wichtige Rolle. Etwa jeder neunte Allgemeinarzt kommt aus dem EU-Raum. In manchen Fachbereichen ist der Anteil noch höher.

Der NHS bietet Ärzten Fortbildungsmöglichkeiten und eine strukturierte Karriereentwicklung. Die Work-Life-Balance bleibt jedoch oft eine Herausforderung.

Leben und Kultur in Großbritannien

Das Leben in Großbritannien ist geprägt von einer vielfältigen Kultur, sozialen Traditionen und einem modernen Lebensstil. Die britische Gesellschaft zeichnet sich durch Offenheit und Multikulturalität aus, bietet aber auch einige Herausforderungen für Neuankömmlinge.

Sozialer Umgang und Freizeit

Die Briten legen großen Wert auf Höflichkeit und Respekt im täglichen Umgang. Small Talk über das Wetter ist eine beliebte Einstiegsmöglichkeit für Gespräche. In der Freizeit genießen viele Briten Pub-Besuche, Sportveranstaltungen oder Ausflüge in die malerische Landschaft.

Fußball ist ein wichtiger Teil der Kultur, ebenso wie Afternoon Tea und Gartenpartys. Theater und Museen sind in Großstädten wie London reichlich vorhanden und oft kostenlos zugänglich. Die Work-Life-Balance wird zunehmend geschätzt, mit flexiblen Arbeitszeiten in vielen Berufen.

Lebenshaltungskosten

Die Lebenshaltungskosten in Großbritannien variieren stark je nach Region. London ist bekanntermaßen teuer, während kleinere Städte und ländliche Gebiete oft erschwinglicher sind. Hier ein Überblick über monatliche Durchschnittskosten:

  • Miete (1-Zimmer-Wohnung): 600-1.500 £

  • Lebensmittel: 200-300 £

  • Öffentlicher Nahverkehr: 60-150 £

  • Freizeit und Unterhaltung: 150-300 £

Steigende Energiekosten und Inflation sind aktuelle Herausforderungen. Die Gesundheitsversorgung durch den NHS ist für alle Einwohner kostenlos, was die Gesamtkosten reduziert.

Integration und Gemeinschaft

Die Integration in die britische Gesellschaft wird durch die multikulturelle Ausrichtung des Landes erleichtert. Viele Städte haben internationale Gemeinschaften, die Neuankömmlinge willkommen heißen. Sprachkenntnisse sind entscheidend für eine erfolgreiche Integration.

Lokale Vereine, Sportclubs und Gemeindezentren bieten Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen. Ehrenamtliche Tätigkeiten sind weit verbreitet und eine gute Möglichkeit, sich in die Gemeinschaft einzubringen.

Der Brexit hat die Einwanderungsbestimmungen für EU-Bürger verändert. Es ist wichtig, sich über aktuelle Visa-Anforderungen zu informieren. Trotz politischer Veränderungen bleibt Großbritannien ein attraktives Ziel für Auswanderer, die eine dynamische und vielfältige Kultur schätzen.

Finanzielle Aspekte

Die finanziellen Aspekte für Ärzte in England umfassen Gehälter, Steuern und Vorsorge. Diese Faktoren beeinflussen maßgeblich die wirtschaftliche Situation von Medizinern im britischen Gesundheitssystem.

Durchschnittsgehalt und Einstiegsgehälter

Ärzte in England verdienen im Durchschnitt gut, wobei die Gehälter je nach Spezialisierung und Erfahrung variieren. Assistenzärzte starten mit einem Jahresgehalt von etwa 28.000 bis 33.000 Pfund. Fachärzte können mit 40.000 bis 80.000 Pfund rechnen.

Erfahrene Oberärzte und Chefärzte erreichen oft Gehälter von 80.000 bis 110.000 Pfund pro Jahr. In privaten Kliniken sind teilweise höhere Vergütungen möglich.

Die Gehaltsentwicklung hängt stark von der individuellen Karriere und Spezialisierung ab. Zusätzliche Qualifikationen und Verantwortlichkeiten führen in der Regel zu Gehaltssteigerungen.

Steuersystem und Sozialversicherung

Das britische Steuersystem unterscheidet sich vom deutschen. Der Grundfreibetrag liegt bei etwa 12.500 Pfund. Darüber gelten progressive Steuersätze:

  • 20% für Einkommen bis 50.000 Pfund

  • 40% für Einkommen zwischen 50.001 und 150.000 Pfund

  • 45% für Einkommen über 150.000 Pfund

Ärzte zahlen zudem Sozialversicherungsbeiträge (National Insurance). Diese betragen etwa 12% des Einkommens zwischen 9.500 und 50.000 Pfund und 2% für Einkommen darüber.

Die Krankenversicherung (NHS) wird über Steuern finanziert. Private Zusatzversicherungen sind möglich, aber nicht zwingend erforderlich.

Altersvorsorge

Die Altersvorsorge in England basiert auf einem Drei-Säulen-Modell:

  1. Staatliche Rente: Grundabsicherung für alle Arbeitnehmer

  2. Betriebliche Altersvorsorge: Vom Arbeitgeber mitfinanzierte Zusatzrente

  3. Private Vorsorge: Individuelle Sparmodelle und Investments

Ärzte im NHS profitieren von einer attraktiven betrieblichen Altersvorsorge. Der Arbeitgeber leistet hohe Beiträge, oft 14-20% des Gehalts. Ärzte zahlen meist 5-14% ihres Einkommens ein.

Die Rentenhöhe hängt von den eingezahlten Beiträgen und der Beschäftigungsdauer ab. Viele Ärzte ergänzen die Vorsorge durch private Investments oder Immobilien.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Der Umzug als Arzt nach Großbritannien erfordert die Beachtung wichtiger rechtlicher Aspekte. Diese umfassen die Auswirkungen des Brexits, die Registrierung beim General Medical Council und verschiedene administrative Formalitäten.

Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit)

Der Brexit hat die Rahmenbedingungen für EU-Ärzte in Großbritannien verändert. Seit dem 1. Januar 2021 gilt ein neues Partnerschaftsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich. Bereits anerkannte Berufsqualifikationen behalten ihre Gültigkeit. Für Neuankömmlinge gelten jedoch neue Regeln.

Die automatische Anerkennung von EU-Abschlüssen ist weggefallen. Ärzte müssen nun einen individuellen Anerkennungsprozess durchlaufen. Dies kann mehr Zeit und Aufwand bedeuten.

Arbeits- und Aufenthaltserlaubnisse unterliegen neuen Bestimmungen. EU-Bürger benötigen jetzt ein Visum für längere Aufenthalte und Arbeit in Großbritannien.

General Medical Council (GMC) Registrierung

Die Registrierung beim General Medical Council ist für alle Ärzte in Großbritannien verpflichtend. Ohne diese Registrierung ist eine ärztliche Tätigkeit nicht erlaubt.

Der Registrierungsprozess umfasst mehrere Schritte:

  1. Nachweis der fachlichen Qualifikation

  2. Sprachprüfung (IELTS oder OET)

  3. Überprüfung der beruflichen Eignung

EU-Ärzte müssen zusätzlich ihre Ausbildung anerkennen lassen. Dies geschieht durch die Vorlage von Zeugnissen und gegebenenfalls zusätzlichen Prüfungen.

Die GMC-Registrierung muss jährlich erneuert werden. Dafür sind Nachweise über Fortbildungen und die berufliche Tätigkeit erforderlich.

Praktische Hinweise zu Formalitäten

Neben der GMC-Registrierung sind weitere Formalitäten zu beachten. Eine Krankenversicherung ist in Großbritannien Pflicht. EU-Bürger sollten sich frühzeitig um eine geeignete Versicherung kümmern.

Die Anerkennung des Führerscheins sollte ebenfalls geklärt werden. In einigen Fällen ist ein Umtausch notwendig.

Für die Wohnungssuche sind oft Referenzen erforderlich. Es empfiehlt sich, diese bereits aus Deutschland mitzubringen.

Die Eröffnung eines britischen Bankkontos kann für Neuankömmlinge herausfordernd sein. Einige Banken bieten spezielle Konten für Expatriates an.