Steuerkanzlei St Matthew

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Neue Möglichkeiten für Deutsche zur Auswanderung nach England trotz Brexit-Hürden

Der Brexit hat die Regeln für die Auswanderung nach England verändert, aber es ist weiterhin möglich, auf die Insel zu ziehen. EU-Bürger benötigen nun ein Visum und müssen ein punktebasiertes Einwanderungssystem durchlaufen, um in England leben und arbeiten zu können. Die Freizügigkeit, die früher galt, ist nicht mehr in Kraft.

Für die Auswanderung nach England sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Dazu gehören ein gültiges Jobangebot, ausreichende Englischkenntnisse und finanzielle Mittel. Das neue System zielt darauf ab, qualifizierte Fachkräfte anzuziehen und gleichzeitig die Einwanderung zu kontrollieren.

Die Auswirkungen des Brexit auf die Auswanderung von Deutschland nach England sind spürbar, aber nicht unüberwindbar. Mit guter Vorbereitung und den richtigen Qualifikationen können Auswanderungswillige ihren Traum vom Leben in England weiterhin verwirklichen. Es erfordert nun mehr Planung und Aufwand, bietet aber auch neue Chancen für diejenigen, die die Anforderungen erfüllen.

Grundvoraussetzungen für die Auswanderung

Seit dem Brexit haben sich die Bedingungen für EU-Bürger, die nach England auswandern möchten, grundlegend geändert. Ein Visum ist nun Pflicht, und das neue punktebasierte Einwanderungssystem stellt spezifische Anforderungen an potenzielle Einwanderer.

Brexit und seine Folgen für Auswanderer

Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hat die Freizügigkeit für EU-Bürger beendet. Das Austrittsabkommen sichert zwar die Rechte von EU-Bürgern, die vor dem 31. Dezember 2020 in Großbritannien lebten, aber Neuankömmlinge müssen sich an die neuen Regeln halten.

Für Auswanderer bedeutet dies:

  • Keine automatische Arbeitserlaubnis mehr

  • Notwendigkeit eines Visums für längere Aufenthalte

  • Mögliche Einschränkungen bei Sozialleistungen

Diese Änderungen erfordern eine sorgfältige Planung und Vorbereitung für alle, die nach England auswandern möchten.

Visum und Einwanderungsrichtlinien

Das neue punktebasierte Einwanderungssystem Großbritanniens bewertet potenzielle Einwanderer nach verschiedenen Kriterien:

  • Jobangebot von einem zugelassenen Arbeitgeber

  • Qualifikationsniveau

  • Englischkenntnisse

  • Gehaltsniveau

Für ein Arbeitsvisum müssen Bewerber mindestens 70 Punkte erreichen. Besonders gefragt sind Fachkräfte in Mangelberufen, die zusätzliche Punkte erhalten können.

Visumsarten:

  • Skilled Worker Visa

  • Health and Care Worker Visa

  • Global Talent Visa

Jeder Visumsantrag erfordert spezifische Nachweise und kann mit erheblichen Kosten verbunden sein.

Anerkennung von Qualifikationen

Die Anerkennung von Berufsqualifikationen ist ein wichtiger Aspekt bei der Auswanderung nach England. Seit dem Brexit gelten neue Regeln:

  • EU-Qualifikationen werden nicht mehr automatisch anerkannt

  • Berufsverbände und Regulierungsbehörden entscheiden über die Anerkennung

  • In einigen Bereichen sind zusätzliche Prüfungen oder Nachweise erforderlich

Für akademische Abschlüsse bietet das UK ENIC (ehemals UK NARIC) Vergleichbarkeitsaussagen. Universitäten und Arbeitgeber können jedoch eigene Kriterien für die Anerkennung festlegen.

Es ist ratsam, die Anerkennung von Qualifikationen frühzeitig zu klären, um Verzögerungen im Auswanderungsprozess zu vermeiden.

Der Umzugsprozess

Der Umzug nach England erfordert sorgfältige Planung und Organisation. Von der Wohnungssuche bis zum Transport der Habseligkeiten gibt es viele Aspekte zu bedenken.

Planung des Umzugs

Die Vorbereitung für den Umzug nach Großbritannien sollte frühzeitig beginnen. Erstellen Sie eine detaillierte Checkliste mit allen notwendigen Schritten. Dazu gehören:

  • Beantragung des erforderlichen Visums

  • Kündigung der aktuellen Wohnung

  • Abmeldung bei Behörden und Versorgern

  • Organisation des Transports von Möbeln und persönlichen Gegenständen

Informieren Sie sich über Zollbestimmungen für die Einfuhr von Hausrat. Planen Sie genügend Zeit für unerwartete Verzögerungen ein.

Wohnungssuche in England

Die Wohnungssuche in England, besonders in Großstädten wie London, kann herausfordernd sein. Nutzen Sie Online-Portale und lokale Immobilienmakler. Beachten Sie:

  • Mietpreise variieren stark je nach Region

  • Kaution und Referenzen sind oft erforderlich

  • Möblierte Wohnungen sind häufig verfügbar

Besichtigen Sie die Wohnung wenn möglich persönlich. Prüfen Sie den Mietvertrag sorgfältig und achten Sie auf versteckte Kosten.

Transport und Umzugsunternehmen

Für den Transport Ihrer Habseligkeiten gibt es verschiedene Optionen:

  1. Umzugsunternehmen: Professionelle Hilfe, aber oft teurer

  2. Selbstorganisierter Transport: Kostengünstiger, aber aufwendiger

Holen Sie Angebote von mehreren Umzugsfirmen ein. Achten Sie auf Versicherungsschutz für Ihre Güter. Für Autos gelten spezielle Bestimmungen. Informieren Sie sich über die Einfuhrregeln und notwendige Anpassungen.

Planen Sie den Umzugstermin sorgfältig. Berücksichtigen Sie Faktoren wie Wetter und Verkehr. Packen Sie wichtige Dokumente und Wertsachen separat und transportieren Sie diese persönlich.

Leben in England

Das Leben in England bietet vielfältige Möglichkeiten und Herausforderungen für Auswanderer. Von Arbeitschancen über Gesundheitsversorgung bis hin zu Bildung und Finanzen gibt es einige wichtige Aspekte zu beachten.

Arbeitsmarkt und Stellenangebote

Der englische Arbeitsmarkt ist dynamisch und bietet Chancen in verschiedenen Branchen. London ist das Wirtschaftszentrum mit vielen internationalen Unternehmen. Auch in anderen Regionen wie Manchester oder Birmingham finden sich attraktive Stellenangebote.

Für die Arbeitssuche sind Englischkenntnisse und relevante Qualifikationen wichtig. Viele Arbeitgeber nutzen Online-Plattformen zur Rekrutierung. Ein Workspace-Visum ist für die meisten Beschäftigungen erforderlich.

Die National Insurance Number, vergleichbar mit der deutschen Sozialversicherungsnummer, ist für die Arbeitsaufnahme notwendig. Sie kann beim zuständigen Jobcenter beantragt werden.

Gesundheitswesen und NHS

Der National Health Service (NHS) bietet allen legalen Einwohnern kostenlose Gesundheitsversorgung. Die Anmeldung bei einem lokalen Hausarzt (GP) ist der erste Schritt zur Nutzung des Systems.

Wartezeiten für nicht dringende Behandlungen können lang sein. Private Krankenversicherungen sind eine Option für schnelleren Zugang zu Spezialisten.

Auswanderer müssen den Immigration Health Surcharge (Einwanderungskrankenzuschlag) zahlen. Dieser Beitrag sichert den Zugang zum NHS für die Dauer des Visums.

Bildung und Schulsystem

Das englische Bildungssystem gliedert sich in Primary Schools (5-11 Jahre) und Secondary Schools (11-16 Jahre). Der Besuch staatlicher Schulen ist kostenlos.

Die Qualität der Schulen variiert. Eltern können sich über die Ofsted-Berichte informieren, die die Leistung der Schulen bewerten.

Nach dem 16. Lebensjahr können Schüler das A-Level absolvieren oder eine Berufsausbildung beginnen. Universitäten erheben Studiengebühren, für die oft Studienkredite in Anspruch genommen werden.

Lebenshaltungskosten und Finanzen

Die Lebenshaltungskosten in England variieren stark je nach Region. London ist besonders teuer, während ländliche Gebiete wie Cornwall oft günstiger sind.

Ein Bankkonto ist für den Alltag unerlässlich. Die Eröffnung erfordert einen Identitätsnachweis und eine Meldebestätigung.

Mieten machen oft einen großen Teil der monatlichen Ausgaben aus. In Städten sind Nebenkosten wie Council Tax zu berücksichtigen.

Das Wetter in England kann wechselhaft sein. Heizkosten im Winter sollten nicht unterschätzt werden. Eine gute Finanzplanung ist wichtig, um alle Aspekte des täglichen Lebens abzudecken.

Rechtliche Schritte und Dokumente

Nach dem Brexit müssen EU-Bürger für die Auswanderung nach England verschiedene rechtliche Schritte durchlaufen und wichtige Dokumente beantragen. Dies umfasst die Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung, die Eröffnung eines Bankkontos und die Anmeldung bei Behörden.

Aufenthaltsgenehmigung und Niederlassung

Für einen längerfristigen Aufenthalt in England benötigen EU-Bürger nun eine Aufenthaltsgenehmigung. Der Antrag erfolgt online über die Website gov.uk. Bewerber müssen ihre Identität nachweisen und eine Antragsgebühr entrichten.

Je nach Visumsart sind unterschiedliche Dokumente erforderlich. Dazu können gehören:

  • Gültiger Reisepass

  • Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel

  • Arbeitsvertrag oder Jobangebot

  • Englischkenntnisse auf bestimmtem Niveau

Die Bearbeitungszeit kann mehrere Wochen dauern. In manchen Fällen ist ein persönlicher Termin im Visa Application Centre notwendig.

Bankkonto und Sozialversicherungsnummer in Großbritannien

Ein britisches Bankkonto ist für viele Alltagsangelegenheiten unerlässlich. Für die Kontoeröffnung werden benötigt:

  • Gültiger Reisepass oder Personalausweis

  • Nachweis der Wohnadresse in Großbritannien

  • Aufenthaltserlaubnis

Zudem müssen Einwanderer eine National Insurance Number (NIN) beantragen. Diese entspricht der deutschen Sozialversicherungsnummer und ist für die Arbeit in Großbritannien erforderlich.

Der Antrag erfolgt telefonisch oder online. Ein persönliches Gespräch zur Identitätsprüfung kann nötig sein.

Anmeldung bei Behörden und Umzugsservice

Nach der Ankunft in England sollten sich Einwanderer bei verschiedenen Behörden anmelden:

  • Lokale Gemeindeverwaltung für Council Tax

  • Hausarzt (GP) für medizinische Versorgung

  • Führerscheinbehörde für Umschreibung des Führerscheins

Für den Umzug empfiehlt sich die Nutzung spezialisierter Umzugsservices. Diese kennen die Zollbestimmungen und können bei der Abwicklung von Formalitäten unterstützen.

Wichtig ist auch, sich bei der deutschen Botschaft in London zu registrieren. Dies erleichtert konsularische Dienste im Bedarfsfall.

Chancen und Herausforderungen

Die Auswanderung nach England nach dem Brexit bringt sowohl Möglichkeiten als auch Hürden mit sich. Fachkräfte finden attraktive Arbeitsplätze, müssen sich aber auf ein neues Visa-System einstellen. Die kulturelle Anpassung und langfristige Integration sind weitere wichtige Aspekte.

Berufschancen und Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel in England eröffnet deutschen Auswanderern gute Berufschancen. Besonders gefragt sind Fachkräfte im Gesundheitswesen, der IT-Branche und im Ingenieurwesen. Das Skilled Worker Visa ermöglicht qualifizierten Arbeitnehmern den Zugang zum britischen Arbeitsmarkt.

Für Beschäftigte im Gesundheitssektor gibt es das Health and Care Visa. Absolventen können das Graduate Visa nutzen, um nach dem Studium in England zu arbeiten.

Die Jobsuche erfordert gute Englischkenntnisse und oft die Anerkennung deutscher Qualifikationen. Ein Arbeitsangebot von einem lizenzierten Sponsor ist Voraussetzung für viele Visa-Arten.

Integration und Kulturschock

Die Integration in die britische Gesellschaft kann herausfordernd sein. Kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und England sind oft subtil, aber bedeutsam. Die britische Höflichkeit und der trockene Humor können anfangs verwirrend sein.

Das Gesundheitssystem (NHS) funktioniert anders als in Deutschland. Auswanderer müssen sich mit längeren Wartezeiten und einem anderen Versorgungsmodell vertraut machen.

Die Wohnungssuche gestaltet sich oft schwierig, besonders in Großstädten wie London. Die Unterstützung eines Maklers kann hilfreich sein, ist aber mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Langfristige Perspektiven und Staatsbürgerschaft

Für eine dauerhafte Niederlassung in England ist eine langfristige Planung erforderlich. Nach fünf Jahren Aufenthalt können Auswanderer eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis beantragen.

Die britische Staatsbürgerschaft kann nach sechs Jahren Aufenthalt beantragt werden. Dies ermöglicht volle politische Rechte und Reisefreiheit.

Auswanderer sollten ihre Rentenansprüche im Blick behalten. Es ist ratsam, sich über die Übertragbarkeit von Rentenansprüchen zwischen Deutschland und Großbritannien zu informieren.

Studiengebühren für internationale Studenten sind in England hoch. EU-Bürger genießen seit dem Brexit keine Vorzugsbehandlung mehr bei den Studiengebühren.