Hongkong: Chancen und Hindernisse
Hongkong ist als Tor zu China für Unternehmer und Auswanderer aus verschiedenen Gründen interessant. Es ist als Sonderverwaltungszone zwar Teil Chinas, hat aber viel Autonomie und eine freie Marktwirtschaft. Hier treffen Einflüsse aus Ost und West aufeinander und es ergibt sich ein Schmelztiegel, der viele Möglichkeiten bereithält.
Wie das Leben in Hongkong genau aussieht und was Unternehmer hier erwartet, erläutert Stefan Schmierer, der als Gast in unserem Podcast zu Wort kommt. Er lebt bereits seit 2009 in Hongkong und arbeitet dort als zugelassener Rechtsanwalt.
Chancen und Standortvorteile
Hongkong bietet eine einzigartige Möglichkeit, die Luft Chinas zu schnuppern. Der Großteil der Bevölkerung ist chinesischer Abstammung und die Kultur Chinas ist überall zu spüren. Zugleich macht sich der Einfluss des Westens in der ehemaligen englischen Kolonie bemerkbar – sei es beim Linksverkehr oder in der Gastronomie. Gerade, wer noch nicht viele Berührungspunkte mit dem Leben in Asien hatte, kann hier also „China light“ genießen.
Für Unternehmen bietet Hongkong ebenfalls interessante Möglichkeiten. Als starkes Finanz- und Business-Zentrum kann Hongkong zum attraktiven Absatzmarkt werden. Medizin- und Gesundheitsprodukte beispielsweise boomen in der Metropole, deren Einwohnern eine starke Kaufkraft haben, obwohl ihre Anzahl mit 7 Mio. vergleichsweise gering ist.
Unternehmer, die in China fabrizieren, können ebenfalls vom Standort Hongkong profitieren. Ein Grund hierfür ist die Möglichkeit, in Hongkong einen Multi-Currency-Account zu halten, ein Konto mit verschiedenen Währungen. Damit wird der Zahlungsverkehr mit mehreren Währungen wie Euro oder RMB deutlich vereinfacht sowie günstiger.
Ein weiterer Grund sind geringere Kosten für die Firmengründung sowie Steuervorteile, die sich in Hongkong bieten. Dementsprechend hat sich in den vergangenen Jahrzehnten das Modell einer Holding in Hongkong mit einer Einheit speziell für China etabliert. Unternehmer, die in Hongkong leben möchten und hier Auslandseinkünfte beziehen, profitieren davon, dass auf Offshore-Einkünfte keine Steuern erhoben werden.
Kosten und Hindernisse
Hindernisse ergeben sich für Auswanderer und Unternehmer mitunter durch Kosten, die das Schulsystem und die Gesundheitsfürsorge mit sich bringen. So ist das öffentliche Gesundheitssystem zwar ausgezeichnet ausgestattet, auf Behandlungen und spezielle Untersuchungen muss man aber mitunter lange warten. Empfohlen wird daher der Abschluss einer privaten Krankenversicherung, um private Ärzte aufsuchen zu können.
Schulgebühren sind ebenfalls ein wichtiger Kostenfaktor. Diese können sich auf umgerechnet 3.000 bis 10.000 EUR pro Kind belaufen. Derartige Kosten sind dabei nicht nur für Familien relevant, sondern auch für Arbeitgeber, die Mitarbeiter nach Hongkong entsenden möchten und deren Gehälter dementsprechend anpassen müssen.
Mitunter treffen Unternehmer, die einen Standort in Hongkong etablieren möchten, aus den genannten Gründen auf Probleme in Bezug auf den Mitarbeiterstamm. Gerade erfahrene und für eine Entsendung geeignete Mitarbeiter können in Hongkong zum deutlichen Kostenfaktor werden. Jungen Mitarbeitern ohne familiäre Bindung dagegen fehlt es oft an Erfahrung zum Aufbau einer Tochter für das internationale Business.
Mitarbeiter vor Ort sind allerdings nicht schwer zu finden. Vor allem, wer den Sitz in Hongkong und eine Tochter bzw. einen Produktionsstandort in China hat, profitiert dort von den hohen Einwohnerzahlen und dem damit verbundenen hohen Potenzial an Fachkräften.
Ob die Chancen oder die Hindernisse für einen Standort in Hongkong überwiegen, kommt also stark auf das Geschäftsmodell, den gewünschten Absatzmarkt und die persönliche Situation an.
Wenn Sie sich für Hongkong begeistern, sollten Sie daher genaue Informationen einholen und sich persönlich beraten lassen!