Steuerliche Änderungen im United Kingdom und Auswirkungen auf die Lebenshaltungskosten

Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie und dem Brexit zieht das United Kingdom die Zügel an. Die Lebenshaltungskosten sowie Sozialversicherungsbeiträge steigen und die geplante Festsetzung der Steuerfreibeträge soll, trotz stetig ansteigender Inflation, die Staatskasse aus den roten Zahlen holen. 

Bis Anfang des Jahres 2026 könnten über eine Million Steuerzahler in die nächsthöhere Steuerkategorie hochgestuft werden. Nach Anhebung des Steuerfreibetrages und der Steuerschwellen zum Fiskaljahr 2022 sollen der Freibetrag und die Schwelle zum höheren Steuersatz von 40 % bis 2026 eingefroren werden, wobei die Gehälter entsprechend der steigenden Inflationsrate weiterhin in die Höhe gehen werden. Dadurch werden Millionen von Menschen in die höhere Steuerklasse und damit in einen höheren Steuersatz gedrängt. Laut dem Think Tank Institute for Fiscal Studies nimmt der Staat über einen Zeitraum von vier Jahren dabei 1,5 Milliarden Pfund im ersten Jahr und in allen darauffolgenden Jahren jeweils 8 Milliarden Pfund ein. Die Rechnung lohnt sich also für den Staat. Laut Finanzminister Rishi Sunak sollen Arbeitnehmer in einem Steuerjahr durch diese neue Reform auf keinen Fall weniger verdienen als zuvor. Der Haken aber besteht darin, dass durch die eingefrorenen Schwellenwerte die zunehmende Inflation außer Acht gelassen wird. Die Kosten nehmen also zu und auch steigende Gehälter können dies nicht ausgleichen. 

Änderung der Steuerklasse

Eine Analyse der House of Commons-Bibliothek, welche von den Liberaldemokraten beauftragt wurde, stellte fest, dass durch diese Neuerungen 1,2 Millionen Menschen bis zum Jahr 2026 in die Steuerklasse von 40 % aufsteigen, welche momentan ab einem Bruttoeinkommen von 50.070 britischen Pfund pro Jahr gilt. Auf der anderen Seite kommen Geringverdiener, die normalerweise unter der Freibetragsgrenze liegen würden, in die Steuerklasse von 20 %. Die Schwellenwerte für die Steuerklassen müssten gemäß der Inflationsrate eigentlich ansteigen. Diese neue Steuerreform würde die britischen Privathaushalte in England, Nordirland und Wales zusammen insgesamt bis zu 11 Milliarden britische Pfund kosten – Schottland hat hinsichtlich seiner autonomen Steuerpolitik noch keine Änderungen angekündigt. Die Reform trifft natürlich auf Ablehnung in der Opposition. Christine Jardine, Parlamentsmitglied der Liberal Democrats, wies die jetzige Regierung darauf hin, dass die Reform gerade solchen Familien zu schaffen machen wird, die sowieso schon vermehrt unter finanziellen Druck stehen. Denn abgesehen von einer Inflationsrate, die im Dezember 2021 mit 5,4 % auf dem höchsten Stand seit 30 Jahren war, werden auch die Beiträge zur Sozialversicherung (National Insurance) sowie die Energiepreise deutlich angehoben.

Änderungen bei der National Insurance

Der NHS, das öffentliche Gesundheitssystem, hatte unter der Pandemie stark zu leiden. Somit werden die Beiträge angehoben, um der dadurch entstandenen Krise des Gesundheits- und Sozialsystems entgegenzuwirken. Ab dem 6. April 2022 steigen die Beiträge für viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer um jeweils 1,25 % an. Für Arbeitnehmer, welche sich in der Class 1-Kategorie (Angestellte) befinden und weniger als 9.568 Pfund verdienen, bleibt die Rate bei 0 %. Ab einem solchen Verdienst pro Jahr müssen jeweils 1,5 % mehr gezahlt werden. In der Gesamtübersicht sieht das Ganze in Hinblick auf die kommenden Jahre so aus:

Verdienstschwelle 2021-2022

Class 1-Rate

Verdienstschwelle 2022-2023

Class 1-Rate

unter £ 9.568

0 %

unter £ 9.880

0 %

£ 9.568 - £ 50.270

12 %

£ 9.880 - £ 50.270

13,25 %

mehr als £ 50.270

2 %

mehr als £ 50.270

3,25 %

Bei Selbständigen (Class 2 oder 4, je nach Einkommen) steigt der Beitrag ebenfalls um 1,25 %. 

Anstieg von Besteuerung auf Dividenden

Enstprechend der Erhöhung der National Insurance-Beiträge werden auch die Steuerbeiträge von Anteilhabern an Dividenden um 1,25 % angehoben. Die Steuererhöhung wirkt sich hier folgendermaßen aus:

Einkommen

Dividendensteuerrate 2021-2022

Dividendensteuerrate 2022-2023

£ 12.570 - £ 50.270

7,5 %

8,75 %

£ 50.270 - £ 150.000

32,5 %

33,75 %

mehr als £ 150.000

38,1 %

39,35 %

Der Dividendenfreibetrag wird allerdings weiterhin bei 2000 britischen Pfund bleiben.

Zusätzliche Erhöhung von Energiepreisen 

Ofgem, die Behörde zur Regulierung von Energiepreisen im United Kingdom, überprüft alle sechs Monate die Höchstpreise, die Energieanbieter berechnen dürfen. Dies ist die sogenannte Energiepreis-Obergrenze. Im letzten Oktober sahen einige Haushalte plötzlich einen Anstieg von 12 % auf ihrer Rechnung. Grund dafür sind Lieferengpässe sowie die Tatsache, dass das United Kingdom einen sehr hohen Bedarf an Heizgas hat, über 85 % aller Haushalte. Allerdings sind die Lagerkapazitäten im Vergleich zum Gasbedarf im Vereinigten Königreich relativ gering. Auch das Klima im letzten Jahr hat sich auf die Energiepreise ausgewirkt. Kältere Winter in Europa haben die vorhandenen Ressourcen verringert und ein windstiller Sommer machte es schwer, die Energiereserven wieder aufzufüllen. Ein Mangel an Energievorräten sowie die von Ofgem vorgegebenen Preisgrenzen führten dazu, dass einige Gas- und Elektrizitätsanbieter Insolvenz anmelden mussten. Ungefähr vier Millionen Kunden waren davon betroffen und mussten nun zu oft teureren Anbietern wechseln. Die nächste Preiseinschätzung durch Ofgem findet im Februar statt. Vorhersagen gehen von einem möglichen Anstieg der Energiepreise um bis zu 50 % aus. 

Zusammengefasst bedeutet dies, dass sich für viele britische Bürger, aber auch ausländische Arbeitnehmer und Arbeitgeber einiges ändert. Sind Sie im Vereinigten Königreich geschäftlich tätig oder haben Sie Fragen zu steuerlichen Angelegenheiten im United Kingdom? Möchten Sie wissen, ob eine Neuorientierung durch Gründung einer Limited Company aus finanzieller Sicht für Sie interessant sein könnte? Gerne geben wir Ihnen zu allen Fragen im Bereich Steuern Auskunft.

 
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