Steuern in Bolivien: Was Unternehmer wissen sollten
Inmitten der Anden, in der "Stadt des ewigen Frühlings" Cochabamba, genießt Christoph ein Leben, das sich viele Deutsche kaum vorstellen können.
Er erzählt vom Leben mit seiner Familie, teilt amüsante Anekdoten über die politische Situation des Landes und erklärt die Herausforderungen bei der Beantragung von Aufenthaltsgenehmigungen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Unternehmer.
Hinter der vermeintlichen Einfachheit des Steuersystems verbergen sich Herausforderungen, die speziell für Selbstständige und Unternehmer von Bedeutung sind.
Das bolivianische Steuersystem im Überblick
Das Steuerrecht in Bolivien basiert auf dem territorialen Prinzip. Das bedeutet, dass ausschließlich Einkünfte, die innerhalb des Landes erwirtschaftet werden, besteuert werden. Auslandseinkommen bleibt steuerfrei. Besonders für Unternehmer mit internationalem Geschäft ist das attraktiv, sofern die Einnahmen außerhalb Boliviens generiert werden.
Die Körperschaftssteuer beträgt 15 %, was im Vergleich zu anderen Ländern moderat ist. Allerdings ist die Gründung einer Kapitalgesellschaft in Bolivien aufwendig und teuer. Sie erfordert einen Anwalt, und der Prozess kann bis zu zwei Jahre dauern. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Unternehmer für eine einfache Gewerbeanmeldung, die innerhalb weniger Stunden abgeschlossen ist.
Steuern für Freelancer und Selbstständige
Selbstständige und Freelancer stehen in Bolivien vor einem rechtlichen Dilemma: Theoretisch müssten sie Steuern zahlen, wenn sie ihre Leistungen innerhalb des Landes erbringen. Christoph, ein deutscher Unternehmer, der in Bolivien lebt, berichtet jedoch von der Schwierigkeit, überhaupt eine Steuernummer zu beantragen. Dieses Problem teilen viele Kleinunternehmer, die oft keine Steuern zahlen, weil das Finanzsystem des Landes noch unterentwickelt ist.
Obwohl Christoph seine Einnahmen aus zwei LLCs in den USA überweist, arbeitet er im Homeoffice in Bolivien und müsste sich daher als steuerpflichtig registrieren lassen. Er hat sich bei den Behörden erkundigt, stieß jedoch auf zahlreiche bürokratische Hürden. In der Praxis bewegt er sich damit in einem steuerlichen Graubereich – ein Umstand, der in Bolivien keine Seltenheit ist.
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Steuern für Arbeitnehmer
Während Selbstständige oft durch die Lücken im System schlüpfen, werden Arbeitnehmer in Bolivien regulär besteuert. Arbeitgeber sind verpflichtet, Lohnsteuern direkt abzuführen, wodurch das Einkommen der Angestellten erfasst wird. Für internationale Unternehmen, die Mitarbeiter vor Ort beschäftigen möchten, ist es wichtig, diese Vorschriften einzuhalten.
Besonderheiten des Finanzsystems
Das bolivianische Finanzsystem weist einige Einschränkungen auf, die Unternehmer beachten sollten:
Devisenprobleme: Aufgrund eines Mangels an Devisen ist es schwierig, Gewinne ins Ausland zu überweisen. Zudem dürfen Inhaber bolivianischer Bankkarten monatlich nur maximal 50 US-Dollar für Internettransaktionen ausgeben.
Geldtransfer und Wechselkurse: Christoph hat es geschafft, durch den Einsatz von Kryptowährungen und Bankkonten in den USA den Wechselkurs zum Boliviano zu optimieren. Damit überweist er sich monatlich den benötigten Betrag nach Bolivien.
Ein unterentwickeltes Finanzsystem
Die bolivianische Finanzverwaltung ist noch stark ausbaufähig. Die Bürokratie ist oft kompliziert, und viele Prozesse dauern länger, als Unternehmer es aus anderen Ländern gewohnt sind. Für Unternehmen, die sich langfristig in Bolivien etablieren möchten, bedeutet dies einen erhöhten Aufwand und die Notwendigkeit, sich auf die Besonderheiten des lokalen Systems einzustellen.
Fazit
Für Unternehmer bietet Bolivien interessante steuerliche Vorteile, jedoch auch erhebliche Herausforderungen. Während das territoriale Steuersystem und die moderate Körperschaftssteuer attraktiv sind, machen Devisenprobleme, ein unterentwickeltes Finanzsystem und die Bürokratie das Arbeiten komplizierter. Unternehmer, die planen, in Bolivien tätig zu werden, sollten sich gut vorbereiten und idealerweise lokale Experten hinzuziehen, um steuerliche und finanzielle Hürden zu meistern.
Wer sich den Herausforderungen stellt, kann in Bolivien jedoch ein Leben mit niedrigen Lebenshaltungskosten und einem einzigartigen Arbeitsumfeld führen – ganz so, wie Christoph es erfolgreich vorlebt.
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