UK bald nicht mehr unter den Top 10 deutscher Handelspartner

Es wird damit gerechnet, dass das Vereinigte Königreich bis zum Ende dieses Jahres aus der Liste der 10 wichtigsten Handelspartner Deutschlands herausfallen wird, zumindest zeigen dies die offiziellen deutschen Statistiken.

Laut den Daten des Statistischen Bundesamtes haben die Deutschen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 13,8 Milliarden Pfund bzw. fast 11 % weniger für britische Waren ausgegeben.

Seit 1950 gehört Großbritannien zu den 10 wichtigsten Handelspartnern der BRD.

Der Brexit fordert jedoch seinen Tribut, sodass die Insel bis Ende 2021 wohl auf Platz 11 zurückfallen wird.

Nach vierjährigem Gerangel verließ das Vereinigte Königreich Ende 2020 den Binnenmarkt der Europäischen Union (EU), der einen reibungslosen Handel und die Freizügigkeit zwischen den Mitgliedstaaten garantiert.

Seitdem wurden Zollkontrollen eingeführt, wodurch der Handel erheblich erschwert wurde.

Die Folge davon ist, das deutsche Unternehmen ihre Waren zunehmend von EU-Lieferanten und nicht mehr von britischen Anbietern beziehen - und dieser Trend setzt sich nach Meinung von Experten fort.

"Die Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen, die wegen dieser Hürden den Handel mit dem Vereinigten Königreich abbrechen, steigt", sagte Michael Schmidt, Präsident der britischen Handelskammer in Deutschland.

Die zusätzliche Belastung, die mit der Aktualisierung und Einhaltung aller neuen Zollvorschriften verbunden ist, wie z. B. die Gesundheitsbescheinigungen für Käse und andere Frischprodukte, ist für sie einfach nicht tragbar, fügte er hinzu.

Neue Handelsrealitäten

Betroffen sind vor allem die Sektoren Landwirtschaft und Pharmazeutika, wo die Einfuhren um 80 % bzw. 50 % zurückgegangen sind.

Dies hat dazu geführt, dass Großbritannien beim Handel mit Europas größter Volkswirtschaft in den Hintergrund geraten ist.

Vor dem Votum der Briten für den Ausstieg aus der EU im Jahr 2016 war Deutschland der fünftwichtigste Handelspartner des Königreichs.

Im letzten Jahr rangierte das Land jedoch nur noch auf an neunter Stelle und wird nun voraussichtlich um zwei weitere Plätze zurückfallen.

Ungeachtet dessen importiert Großbritannien immer noch viel aus Deutschland: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres stiegen die Einfuhren um 2,6 % auf 32,1 Mrd. USD.

Schmidts Ansicht nach würden die neuen Handelsbedingungen kleine britische Unternehmen stärker treffen als deutsche, da sie es nicht gewohnt seien, ihre Waren außerhalb der EU zu vermarkten.

"Für viele kleine britische Unternehmen bedeutet der Brexit, dass sie den Zugang zu ihrem wichtigsten Exportmarkt verlieren", sagte Schmidt.

"Das ist, als würde man sich selbst ein Bein stellen. Aus diesem Grund sind die deutschen Importe aus Großbritannien jetzt im freien Fall".

Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, sagte: „Der außenwirtschaftliche Bedeutungsverlust Großbritanniens ist die logische Folge des Brexits. Und das sind wahrscheinlich dauerhafte Effekte.“

Das britische Außenhandelsministerium erklärte: „Es ist noch zu früh, um eindeutige Schlussfolgerungen über die langfristigen Auswirkungen unserer neuen Handelsbeziehungen mit der EU und dem Rest der Welt zu ziehen, da die Auswirkungen der Pandemie und die damit verbundenen Handelsbeschränkungen noch nicht absehbar sind.“

"Wir haben mit 68 Ländern und der EU Handelsabkommen mit einem Volumen von über 740 Milliarden Pfund abgeschlossen und damit Arbeitsplätze in allen Regionen und Nationen des Vereinigten Königreichs gesichert."

"Mit unserer Handelsstrategie werden wir Großbritannien mit den am schnellsten wachsenden, großen Volkswirtschaften der Welt - vor allem im indisch-pazifischen Raum - verbinden und unseren Platz als innovatives globales Drehkreuz für digitale und Dienstleistungen stärken."

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