Großbritannien hebt die Sozialversicherungssteuer an - was erwartet den Einzelhandel dabei?
Die Corona-Pandemie und die anhaltenden wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits haben nicht nur die Bevölkerung des Landes vor erhebliche Schwierigkeiten gestellt, sondern auch den gesamten britischen Einzelhandel. Versorgungsengpässe bei verschiedenen Waren, kurzfristige Ladenschließungen aufgrund von Kontaktbeschränkungen und viele andere Faktoren fielen dabei besonders ins Gewicht.
Jetzt erhöht das Vereinigte Königreich auch noch die Beiträge zur Sozialversicherungssteuer um 1,25 %, um mehr finanzielle Mittel für die Gesundheits- und Sozialfürsorge zur Verfügung zu stellen. Doch gerade kleine Einzelhändler und Geschäfte fragen sich, wie sich diese Erhöhung auf ihr tägliches Arbeitsleben auswirken könnte. Wir haben für Sie einmal die möglichen Auswirkungen zusammengefasst:
Insbesondere kleine Unternehmen könnten den Anstieg stärker zu spüren bekommen
Wenngleich die Erhöhung der Sozialversicherungssteuer erst im April des Jahres 2022 in Kraft treten soll, wird die Kritik aus dem Einzelhandel schon jetzt lauter. Vor allem die kleineren Geschäfte, die immer noch stark unter den Auswirkungen der Pandemie leiden, haben Sorge, dass sie durch die Steuererhöhung nicht mehr in der Lage sein werden, ihre Miete zu zahlen oder ausreichend Geld für die Bezahlung der Gehälter übrig haben. Auf diese Weise könnte die Anzahl der bereits leer stehenden Geschäfte noch einmal ansteigen.
Gleichermaßen könnte auch die Einstellung neuer Mitarbeiter durch die Erhöhung der Sozialabgaben für die Arbeitgeber noch teurer werden, was sich wiederum auch negativ auf den Arbeitsmarkt insgesamt auswirken würde. Die Bereitschaft der betroffenen Unternehmen, neue Mitarbeiter einzustellen, würde dadurch sinken und die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz im Einzelhandel schwieriger werden.
Unterstützung ja, aber nicht durch eine Steuererhöhung
Grundsätzlich würde sich der Einzelhandel im Vereinigten Königreich selbstverständlich über eine Unterstützung von staatlicher Seite aus freuen, doch das Meinungsbild teilt die Ansicht, dass eine Steuererhöhung nicht der richtige Weg sein kann. Gleichermaßen sind die meisten Händler sich darüber einig, dass es fundamental wichtig sei, mehr Investitionen in die Gesundheits- und Sozialfürsorge zu tätigen, doch auch hier hätte man sich eher einen anderen Weg gewünscht, dem am Ende nicht die Geschäfte selbst mitfinanzieren müssten.
Kritik aus der eigenen konservativen Partei
Boris Johnsons Pläne stoßen nicht nur im Einzelhandel auf Kritik. Auch in seiner eigenen konservativen Partei sind einige Abgeordnete der Meinung, dass er damit sein Wahlversprechen nicht einhalten würde. Denn der Premierminister hatte in der Wahlkampagne der Konservativen für 2019 versprochen, dass weder die Sozialversicherungssteuer noch die Mehrwertsteuer und die Einkommensteuer erhöht werden. Es wird daher vermutet, dass die in Kraft tretenden Änderungen bei der nächsten Wahl einige Stimmen kosten könnten.
Weitere Belastung durch steigende Inflation
Zusätzlich zu den Steuererhöhungen steigt die Inflation weltweit und auch im Vereinigten Königreich drastisch an, wobei im August der stärkste Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen registriert wurde. Diese Auswirkungen zeigen sich auch im Anstieg der Preise für Lebensmittel und Bekleidungsartikel. Während große und mittelständische Einzelhändler die Kosten der ebenfalls ansteigenden Warenimportpreise durch eine Streuung der Verluste abfedern, haben vor allem kleine Unternehmen auch in diesem Bereich mit Gewinneinbußen zu kämpfen. Es ist daher davon auszugehen, dass der Einzelhandel auch in den kommenden Quartalen stark von den zuvor erläuterten Faktoren betroffen sein wird und nur mit weiterer staatlicher Unterstützung wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird.
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