Politisches Chaos ohne Ende: Ist UK als Standort noch zu empfehlen?

Die Politik in Großbritannien ist in den vergangenen Monaten von Chaos geprägt gewesen. Darunter litt massiv die Wirtschaft, die angesichts der Folgen unter anderem des Brexits und der Corona-Pandemie ohnehin vor große Herausforderungen gestellt wurde. Nicht nur die Briten bangen angesichts des Polit-Chaos jedoch um die wirtschaftliche Stabilität, sondern auch ausländischen Investoren stellt sich die Frage, ob UK als Standort überhaupt noch zu empfehlen ist.

Großbritanniens Spitze: Vom skandalumwobenen Premier zum siegreichen Underdog

Die regierende Tory-Partei legte in diesem Jahr einen Führungswettstreit nach dem anderen aufs Parkett. Im Juli kündigte Boris Johnson seinen Rücktritt als Premierminister an. Nur 44 Tage nach ihrem Amtsantritt machte es ihm seine Nachfolgerin Liz Truss gleich und trat zurück. Auf sie folgte Rishi Sunak als erster Premierminister.

Der 42-Jährige hatte den Wettstreit um das Amt des Premierministers gegen Truss zunächst verloren. Im Rennen gegen seine Konkurrentin Penny Mordaunt erhielt der „Underdog“ jedoch deutlich mehr Unterstützer. Nachdem Mordaunt sich zurückgezogen hatte, wurde Sunak am 25. Oktober von König Charles III. zum Premierminister und Nachfolger von Truss ernannt. Ein „leichtes Erbe“ haben ihm seine Vorgänger Truss und Johnson jedoch keinesfalls hinterlassen.

Skandale und Marktchaos als „Vermächtnis“

Die Amtszeit Boris Johnsons war von zahlreichen Skandalen geprägt, angefangen bei Negativschlagzeilen um Luxusreisen bis hin zu Belästigungsaffären. Hinterlassen hatte er Großbritannien nach seinem Rücktritt eine verheerende wirtschaftliche Bilanz.

Truss versprach weitreichende Steuersenkungen und schnürte mit ihrem „growth plan“ ein Hilfspaket, ohne dessen Kosten einzukalkulieren. Geschätzt wurden diese von Ökonomen auf bis zu 200 GBP (rund 224 Mrd. EUR). Truss’ Ziel, Wachstum um jeden Preis zu erzielen, führte dazu, dass der Kurs des britischen Pfundes im September gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 1985 fiel.

Es kam zu einem Run auf das Pfund und auf britische Staatsanleihen. Ende September begann die Bank of England, aufgrund der Steuer- und Konjunkturpläne von Truss in den Markt einzugreifen. Die Notenbank kündigte Anfang Oktober an, bis Mitte des Monats täglich bis zu 10 Mio. GBP in den Kauf von Staatsanleihen zu investieren.

Nur drastische Maßnahmen konnten das Chaos auf den Märkten wieder beruhigen. Truss zog den Großteil der vollmundig angekündigten Steuererleichterungen wieder zurück. Finanzminister Kwasi Kwarteng wurde gefeuert und schließlich musste auch Truss ihren Posten verlassen.

Kommt der Aufstieg nach dem Fall?

Mit der Rücknahme der Steuersenkungen und dem Amtsantritt Rishi Sunaks war die Hoffnung verbunden, dass nun wieder Ruhe in die Marktlage einkehre. In seinem Statement an die Bevölkerung angesichts seiner Ernennung zum Premierminister versprach er, für wirtschaftliche Stabilität zu sorgen.

Dabei berief er sich auf seine Rolle als Finanzminister während der Amtszeit Johnsons und der Corona-Pandemie. Damals galt er als verlässlicher „Krisenmanager“, der mit umfassenden Hilfsmaßnahmen ein Sicherheitsnetz für Arbeitnehmer errichtete.

Dass er nicht nur für soziale, sondern auch für wirtschaftliche Stabilität sorgen können wird, dafür spricht Marktbeobachtern zufolge vieles. Der 42 Jahre alte, körperlich fitte Konservative hat es geschafft, der erste Premierminister mit indischen Wurzeln zu werden.

Er gilt als Pragmatiker, der als ehemaliger Goldman-Sachs-Banker immer wieder Kompetenz in Wirtschaftsfragen beweisen konnte. Schon ein Jahr nach seinem Beitritt zur Konservativen Partei kandidierte er für den Wahlkreis Richmonds und gewann einen Sitz im House of Commons. Seine Geradlinigkeit und seine Kompetenz in Sachen Finanzwirtschaft haben daher vielfach für ein erleichtertes Aufatmen gesorgt.

Bleibt UK als Standort für internationale Unternehmen interessant?

Dass Sunak Verfechter der globalen Mindeststeuer für multinationale Unternehmen ist und unter ihm mit höheren Steuern zu rechnen ist, muss keinesfalls gegen UK als Standort für internationale Unternehmen sprechen.

Wichtiger als niedrige Steuern sind für Unternehmer, die es nach Großbritannien zieht, in der Regel wirtschaftliche Stabilität und Reputation. Gerade für internationale Firmen und Holdings sind dies bedeutsame Schlüsselfaktoren.

Somit bleibt Großbritannien angesichts der sich stabilisierenden wirtschaftlichen und politischen Situation weiterhin als Unternehmensstandort attraktiv. An der hohen Beliebtheit von Standorten wie zum Beispiel London hat sich somit nichts geändert.

Möchten Sie wissen, ob Großbritannien als Standort für Ihr Unternehmen und Ihre individuelle Situation weiterhin geeignet ist, beraten wir Sie dahingehend gern. Vereinbaren Sie am besten gleich einen Termin!

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