Brexit – Folgen für EU-Unternehmen mit geschäftlichen Beziehungen nach UK

Auch wenn Ihr Unternehmen nicht im UK ansässig ist, kann der Brexit verheerende Folgen für Sie haben. Welche genau haben wir hier ausführlich aufgelistet.

Wie betrifft der Brexit Unternehmen mit Beziehungen ins UK?

Großbritannien ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU und ein entsprechend großer Handelspartner der anderen EU-Länder. 2019 exportierte das UK Waren und Dienstleistungen im Wert von fast £300 Milliarden in die EU.

Im gleichen Zeitraum exportierten die verschiedenen EU-Länder Waren und Dienstleistungen im Wert von £374 Milliarden nach UK. Rund 8-17% aller EU-Exporte fließen somit nach UK (je nach statistischer Methode). Auffallend ist somit das hohe Handelsdefizit zu Gunsten des UK.

Export von Waren- und Dienstleistungen nach UK

Aus deutscher Sicht war das UK nach den USA und Frankreich lange Zeit der drittgrößte Exportmarkt. Wie wird sich der Handel mit dem UK in Zukunft und nach dem Austritt der EU entwickeln? Dies hängt zunächst davon ab, wie die Zusammenarbeit zwischen UK und EU in der Zukunft organisiert wird.

Für den Handel mit Waren und Dienstleistungen zwischen dem UK und der EU gilt nun ein Freihandelsabkommen. Damit werden zwar keine Zölle erhoben noch gibt es Handelbarrieren. Eine Wiedereinführung von Grenzkontrollen verzögert Exporte allerdings zusehends. Die entfallende gegenseitige Anerkennung nationaler Regulierungsnormen erhöht den bürokratischen Aufwand. Zölle, die innerhalb der EU entfallen, versteuern Exporte zusätzlich.

Entwicklung des Pfundes

Seit dem Entscheid der Briten, die EU zu verlassen, ging es mit dem britischen Pfund deutlich bergab. Vor dem Brexit-Votum im Juni notierte ein Pfund noch bei 1,30 Euro. Dann ist es angesichts der Sorge um die britische Wirtschaft sowie der sehr lockeren Geldpolitik, mit der die Bank of England dieselbe zu stützen versucht, bis auf rund 1,17 Euro abgerutscht. In der Corona-Krise ging es schließlich sogar bis auf 1,08 Euro hinunter. Inzwischen bewegt es sich wieder auf Vor-Corona-Niveau.

Die Fundamentaldaten zur Britischen Wirtschaft stützten den Kurs des Pfundes. Der befürchtete Fall in eine Rezession nach dem Brexit-Votum blieb zuerst aus. Wie viele andere Länder wurde das UK dann allerdings stark von der Pandemie getroffen. Damit befand sich das Wirtschaftswachtum 2020 mit -9,8% im Vergleich zum Vorjahr auf einem Rekordtief. Nach der Corona-Krise zeigt die Tendenz nun wieder zaghaft bergauf.

Direktinvestitionen

Die deutschen mittelbaren und unmittelbaren Nettodirektinvestitionen in Großbritannien lagen 2018 bei etwa 137,7 Mrd. Euro. Auch hier hat Großbritannien also eine auffällig starke Bedeutung. Umgekehrt beliefen sich die britischen mittelbaren und unmittelbaren Direktinvestitionen in Deutschland auf 32,7 Mrd. Euro und machten ca. 14% der ausländischen Direktinvestitionen zwischen 2016 und 2019 aus. Anders als im Güterhandel fällt also der Strom der Direktinvestitionen zugunsten Großbritanniens aus.

Besonders betroffene Branchen

In diesem Abschnitt stellen wir von Brexit betroffene Branchen am Beispiel Deutschlands vor. Als klarer Verlierer seit dem EU-Austritt Großbritanniens zeigt sich die Autoindustrie. Von den deutschen Wirtschaftszweigen leidet sie am meisten unter dem Brexit. Hier hängen 4,2 % der Arbeitsplätze direkt von den Exporten in das UK ab. Weitere 1,3 % sind indirekt mit ihnen verbunden – das bedeutet, dass die Verbindung mit dem Vereinigten Königreich beispielsweise durch einen Auftraggeber besteht, der Produkte auf die Insel exportiert.

Die britische Pkw-Einfuhr aus Deutschland verringerte sich von rund 16.000 Mio. Euro 2018 auf 11.600 Mio. Euro 2020. Bei den Ausfuhren nach Deutschland halbierte sich die Zahl sogar.

Durch den Austritt verließ Großbritannien auch den EU-Binnenmarkt. Für den Kfz-Sektor gibt es zwar Spezialabkommen, diese sind allerdings nicht mit den Vorteilen des Binnenmarkts zu vergleichen. Darüber hinaus führt das Vereinigte Königreich ab 2022 sein eigenes Zulassungssystem für Typgenehmigungen ein.

Hinter der Kfz-Branche sind die Metallerzeugung, die Produktion chemischer und pharmazeutischer Erzeugnisse und der Maschinenbau besonders betroffen.

Besonders vom Brexit betroffene Länder

Bei den EU-Ländern, die traditionell enge Verflechtungen mit Großbritannien in Sektoren wie Finanzen, Warenhandel und Direktinvestitionen hatten, wurden besonders starke Auswirkungen durch den Brexit befürchtet. Dazu zählen etwa Irland, Malta oder Zypern und, mit Ausnahme des Warenhandels, auch die Schweiz.

Während neben Ländern wie Irland auch Konsequenzen für Benelux oder Skandinavien prognostiziert wurden, tauchte Deutschland meist als Hauptleidtragender des Brexits unter den größten Volkswirtschaften der Welt auf.

Entgegen der Prognosen zeigte sich 2021, dass der Austritt Großbritanniens allen voran die britische Wirtschaft selbst treffen dürfte. Die Negativfolgen für deren Handelspartner sind weniger gravierend als erwartet.

Das zeigt sich am Beispiel Irlands: Mit der Verlegung der Zollgrenze auf der grünen Insel ins Meer konnten Konflikte zwischen dem britischen Nord- und dem irischen Südteil zu verhindert werden. Irland erlebt währenddessen einen regelrechten Brexit-Boom. Wickelte man früher den Großteil des Warenverkehrs über den Landweg und damit über Großbritannien ab, werden nun die Direktverbindungen zur EU über Schiffsverkehr nach Frankreich, Belgien und Spanien gestärkt. Trotz der Doppelbelastung durch Brexit und Corona wuchs die irische Wirtschaft 2020 damit sogar um 3,4%. In Zukunft und auf lange Frist gesehen dürften aber vor allem kleine Unternehmen wie Fischerei- oder Landwirtschaftsbetriebe, deren Hauptabnehmer das UK war, doch unter dem Brexit leiden. Erfahren Sie hier mehr zur Geschichte der Britischen Inseln.

Häufige Fragen rund um den Brexit

Wir haben über 100 der häufigsten Fragen und Antworten (FAQs)zum Thema Brexit in unserer Wissensdatenbank für Sie zusammengestellt. Bitte klicken Sie hier, um zu unserer Knowledge Base zu gelangen. Finden Sie Ihre persönlichen Fragen dort nicht beantwortet, raten wir Ihnen zur Buchung eines kostenpflichtigen telefonischen Beratungsgesprächs.

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